Ich bin seit Jahren in der Leistungsförderung in Braunschweig (Kadertraining) und Wolfsburg (MTV Vorsfelde)  als Tischtennis-Trainer tätig.

Trainer sind für mich die  „Helden im Hintergrund“ – über ihre Arbeit und ihre Wertschätzung möchte ich einige Gedanken vorstellen.

Warum bezeichne ich Trainer als „Helden im Hintergrund“? Üblicherweise sind es ja eher die Spieler,  die als „Helden“  im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen!  Die  Athleten gewinnen (oder verlieren!) Titel, Turniere, Medaillen und Meisterschaften. Sie sind die, die als die eigentlichen  „Helden“ gelten.

Aber was ist mit den Trainern (und auch Betreuern), die meist im Hintergrund fungieren? Diese sollten auch nicht vergessen werden! Es geht mir also darum, die Arbeit und Wichtigkeit  von Trainern zu verdeutlichen.

Es fängt schon  damit  an, Mädchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Begabungen zu entdecken. Vereinstraining oder  Mini-Meisterschaften sind gute Gelegenheiten! Die Trainer  ermöglichen und vermitteln den  „Beginnern“ die ersten aktiven Schritte in ihrer Sportart. Sie formen das Kind von Anfang an zu einem Spieler,  der sein spielerisches Potential möglichst optimal ausschöpfen kann.

Viele Außenstehende wissen oft gar nicht,  was ein Trainer alles für seine Schützlinge leistet. Die meisten Eltern bringen Ihr Kind zum Training, gelegentlich kommen sie  zu einem Punktspiel vorbei oder erscheinen (eher am Anfang) eines Turnieres.

Zeigen sich erste Erfolge der Kinder, wird es häufig auch für manch ein Elternpaar auch als Zuschauer in der Halle  interessant!

Zuvor sind die Trainer gefragt, diese…

  • erstellen Trainingspläne
  • führen  Trainingsstunden durch,
  • suchen adäquate Trainingspartner
  • fahren mit den Kindern  zu Punktspielen/Turnieren.
  • tauschen sich mit den Eltern aus .

Das klingt alles so leicht, dem ist aber nicht so!

Die Trainer investieren in ihre Arbeit oft sehr viel Zeit und auch Nerven.  Die vielen Stunden werden i.d.R. „nebenbei“  – da sie keine Profi-Trainer sind – in der jeweiligen  Freizeit ausgeübt! Manche Trainer belasten  dadurch auch ihre Familie, weil sie so überzeugt und auch ehrgeizig von der Arbeit mit den ihnen anvertrauten Tischtennis-Talenten sind.

Es geht aber nicht nur allein um einzelne Kinder. Die Vereins-Trainer  sind z.T. auch damit beschäftigt,  den Verein durch die Rekrutierung und Föderung der Nachwuchsspieler am Leben zu erhalten. Auch  Trainingslager, Ferienfreizeiten und gesellige Veranstaltungen gehören zu ihrem Repertoire. 

Die Trainer versuchen  – immer wieder aufs Neue –  Kinder zum Sporttreiben zu animieren. Den Aktiven versuchen sie neue sportliche Perspektiven aufzuzeigen und ihnen ein gutes soziales Umfeld zu präsentieren. All das verlangt von Trainern sehr viel Kraft, Ausdauer und Empathie mit hohem persönlichen Einsatz.

Neue Vereinsmitglieder werden oft in  den Schulen, wo das Vereinstraining stattfindet, gefunden. Das geschieht z.B. durch Tischtennis-AG´s, sportliche Nachmittagsangebote im Rahmen von Ganztagsprogrammen usw.  Auch da müssen Vorbereitungen von den Trainern getroffen werden! Dazu gehört das Aufbauen der Tische, das Organisieren von Bällen und anderem Tischtennis-Equipment….

All das wird zum Teil vergessen und oft nicht genug geachtet!

Trainer versuchen sich  fortlaufend fachlich auf dem aktuellen Stand zu halten. Lizenzverlängerungen/Fortbildungen, Erste-Hilfe-Lehrgänge usw. müssen in ihrer freien Zeit geleistet werden – z. T. verpflichtend.

Trainer müssen –  wenn auch ungern – auch akzeptieren, dass sehr starke Talente ihren Verein ggf. verlassen. Hier gilt es – im Idealfall  gemeinsam mit ihrem Schützling  – zu überlegen, wie eine optimale Förderung in einem anderen Verein (z.B.  mit einer höheren Spielklasse) erreicht werden kann.

Leider kommt es dabei auch vor, dass ehemalige Spieler die Anstrengungen und den Einsatz ihrer ursprünglichen Trainer  schnell vergessen. Aber alles hatte seinen Anfang!

Das wird meist still von den Erst-Trainern geschluckt, sie sollten  aber in Erinnerung bleiben. Dem Trainer bleibt aber positiv die Erinnerung, ein Talent entdeckt und  nach vorn gebracht zu haben,

Natürlich verfolgt der Trainer auch weiterhin den weiteren Werdegang seiner ehemaligen Schützlinge. Wie ist dessen Entwicklung im neuen Verein? Wie erfolgreich laufen die  Punktspiele? Wird gut werden sie bei Ranglisten/Turnieren oder Meisterschaften betreut?  Und,  und,  und…

Leider vergessen z.T. auch Eltern, mit denen der Trainer lange Zeit viel Kontakt hatte, allzu schnell den ehemaligen Coach. Auch das wird meist vom Trainer still akzeptiert!

All diese Gründe (und noch viele mehr) lassen die Trainer vorwiegend  als “ Helden im Hintergrund“ erscheinen. Die verdiente Anerkennung ihrer Arbeit wird i.d.R. zu wenig honoriert und wertgeschätzt.

Ich hoffe, dass meine Gedanken etwas bewirken können. Sie sollen eine Diskussions-Anregung zur Trainerarbeit (an der Basis) sein. Vielleicht konnte ich die Augen des ein oder anderen Lesers etwas öffnen?

Ich wünsche mir, dass viele Trainer ihre Tätigkeit –  trotz mancher Probleme – gerne weitermachen. Es macht Spaß, Kindern Tischtennis beizubringen –  egal ob diese mit viel oder weniger viel Talent ausgestattet sind.

Trainer, ihr seid Helden!  Wenn auch „im Hintergrund“.

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Ein Beitrag von Sascha Müller (40, C-Trainer, Wolfsburg, Angestellter bei SiTec) zur Trainerarbeit an der Basis

veröffentlicht im Magazin Tischtennis-Lehre 01/2023

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